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Kategorie: Theaterrezension

nur durch die Bloggerin erstellte Rezensionen zum Thema Theater

Fidelio ohne Audiodeskription

Posted in Theaterrezension

Die Zahl an Online-Streams steigt täglich. Fast panisch stürzen sich Kulturinstitutionen in die digitale Bereitstellung ihrer Angebote. Museen stellen Rundgänge durch Ausstellungen ins Netz, Kinos machen Filme zugänglich, Konzerthäuser veranstalten Wohnzimmerkonzerte, Clubs legen in leeren Räumen auf und Theater laden ein Stück nach dem anderen hoch. Aber was ist davon barrierefrei zugänglich? Nicht viel. In dieser Woche schaue ich mir einen Stream der Oper „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven an. Es geht mir darum, zu überprüfen, wie wichtig Audiodeskription bei Livestreams ist. Die Oper wurde am 19. Februar in der JVA Tegel aufgeführt und zwar in Zusammenarbeit mit den Berliner…

Bella Figura: Theater mit Audiodeskription als Stream

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Sind Streams die Zukunft des Theaters? Diese Frage habe ich bereits mit der blinden Künstlerin Silja Korn, der Audiodeskriptorin Anke Nicolai und der Kinoblindgängerin Barbara Fickert besprochen. Die einheitliche Meinung war, das Theater im Vergleich zum Kino live erlebt werden muss. Bislang gab es Anke Nicolai zufolge kaum Theatervorstellungen mit Audiodeskription, weder im Fernsehen noch als Stream. Ob und was bei dem Streamen eines Theaterstücks verloren geht oder vielleicht sogar gewonnen wird, habe ich mir am 11. April 2020 auf der Webseite der Berliner Schaubühne angeschaut. Dort wurde das Stück „Bella Figura“ von Yasmina Reza als Stream zwischen 18:30 und…

„Kränkungen der Menschheit“ oder ein Spiegel der menschlichen Unsicherheit

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Habt ihr im Zoo schon einmal Menschen auf beiden Seiten des Zaunes gesehen? Menschen, die sich wie Tiere aufführen, andere, die krampfhaft versuchen, ihre eigene Menschlichkeit durch hochtrabende Formulierungen zu schützen. Das ist „Kränkungen der Menschheit“ im Hebbel am Ufer (HAU) Berlin. Am 9. Februar geht es um die Kränkungen, die der Mensch laut Freud durch wissenschaftliche Erkenntnisse erlebt. Dazu gehört die Erkenntnis, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist, Menschen mit Affen verwandt sind und das menschliche Unterbewusstsein sich nicht steuern lässt. Darüber hinaus fügt Anta Helena Recke noch eine rassistische Kränkung hinzu, die aus der Konfrontation…

Eine surreale Performance mit Audiodeskription

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Wie „on“ seid ihr eigentlich? Schaut ihr so gut wie nie ins Internet oder seid ihr konstant online, um auch ja nichts zu verpassen? In der Performance „Onon“ ging es am 14. Dezember 2019 in den Sophiensälen genau um dieses Thema. Die surreale Performance mit Audiodeskription zeigte die Strukturen einer digitalen Welt auf, offenbarte was passierte, wenn die Systeme außer Kontrolle geraten. Wie das Eintauchen vonstattengeht und wie die Menschen darauf reagieren. Tagtäglich begegnen wir digitalen Welten, betreten virtuelle Realitäten und wissen gar nicht so genau, was real ist und was nicht. Wir sind nicht nur on, wir sind onon,…

Das barrierefreie Theaterschiff im Kleisthaus

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Das barrierefreie Theaterschiff der Traumschiffcrew legte am 12. Dezember 2019 im Berliner Kleisthaus an. Allerdings nur im übertragenen Sinne, denn die Theatergruppe hatte ihre schwimmende Bühne ausnahmsweise zugunsten einer schlichteren Theaterbühne eingetauscht. Dort wurde das Stück „Hinter den Fenstern“ mit Audiodeskription, Dolmetschen in Gebärdensprache sowie Schriftdolmetschung gezeigt. Die Handlung spielt sich im ländlichen Leinewitz ab. Die letzte noch übriggebliebene Ärztin des kleinen Dorfes geht in Rente und hinterlässt der alternden Bevölkerung keinen Nachfolger. Stattdessen soll die Startup-Idee ihres Sohnes das Problem lösen, indem die Landbewohner von nun an über eine App mit ihrem Arzt kommunizieren. Ein Stück, das auf den…

Weihnachten mit Audiodeskription für die ganze Familie

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  „Seit einiger Zeit kommt dann und wann der kleine fette König Dezember II in mein Haus, der nicht länger ist als ein Zeigefinger und so fett, dass sein winziger roter Samtmantel mit dem dicken weißen Hermelinbesatz sich vor dem Bauch nicht mehr schließen lässt.“ – „Der kleine König Dezember“ von Axel Hacke – Eine Vorstellung, auf die ich mich zugegebenermaßen schon seit Langem gefreut habe, war „Der kleine König Dezember“ mit Audiodeskription. Das Deutsche Theater Berlin führte das Kinderbuch von Axel Hacke als Familientheaterstück am 8. Dezember auf. Die Geschichte dreht sich um einen mittelalten durchschnittlichen Mann, von Beruf…

Eine gelungene Tastführung von „Othello“ im Berliner Ensemble

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„Die Bühne wird dunkel. Blaues Licht fällt auf ein Schlagzeug im hinteren Teil der Bühne. Mit kräftigen Schritten betritt Othello die Drehbühne. Bei der Bühnenrampe bleibt er stehen. Sein Körper ist nackt und zur Gänze mit roter Farbe bedeckt. Von hinten kommt Desdemona mit leichten Schritten auf ihn zu. Ihr Körper ist ebenfalls nackt und mit weißer Farbe bedeckt. Sie springt auf Othellos Rücken. Sie küssen sich leidenschaftlich. Dabei vermischt sich die rote und weiße Farbe auf ihren Körpern.“ Am 12. November im Berliner Ensemble beschrieb der Audiodeskriptor Albert Frank ungefähr so das Bühnengeschehen. Gezeigt wurde Othello, ein Drama von…

Grand Show mit Audiodeskription

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“ Wer kannst Du sein? What‘s your true ID? Wer bist du und wer bin ich?“ All das fragt sich die junge Reye auf einer farbenfrohen Suche nach sich selbst in der 1. Grand Show mit Audiodeskription. Extravagante Kostüme, akrobatische Höchstleistungen, Gesang, Tanz, eine Lichtshow ohnegleichen und Hüte, die mehr kosten als mein gesamter Kleiderschrank zusammengenommen. Das ist die VIVID Grand Show im Friedrichstadt-Palast Berlin. Am 24. Oktober fand am Vorabend der Premiere mit Audiodeskription eine Vorführung für PressevertreterInnen statt. In der VIVID Grand Show geht es um die junge Reye, die von ihrem Vater getrennt wird und sich plötzlich…

Mein erstes Theaterstück mit Audiodeskription

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In meinem ersten Theaterstück mit Audiodeskription in den Sophiensälen im Juni 2019 fallen gleich alle Hüllen. In der Tanzperformance „Glory“ von Jeremy Wade bewegen sich zwei Tänzer (Jeremy Wade und Sindri Runudde) synchron über die karge Bühne. Mal sind ihre Bewegungen ekstatisch, ein anderes Mal schwerfällig. Dann kriechen sie wie Tiere auf dem Boden. Das Besondere: beide sind nackt und zeigen durch das Wechselspiel zwischen Ekstase und geradezu manischer Depression die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen, insbesondere Geschlechterrollen, auf den menschlichen Körper. Seit 1996 haben sich die Sophiensäle als Spielstätte der freien darstellenden Künste etabliert. Vorstellungen mit Audiodeskription bieten sie bereits unabhängig…