Im Januar steppt der Bär in den
Kategorie: Theaterrezension
nur durch die Bloggerin erstellte Rezensionen zum Thema Theater
Wie „on“ seid ihr eigentlich? Schaut ihr so gut wie nie ins Internet oder seid ihr konstant online, um auch ja nichts zu verpassen? In der Performance „Onon“ ging es am 14. Dezember 2019 in den Sophiensälen genau um dieses Thema. Die surreale Performance mit Audiodeskription zeigte die Strukturen einer digitalen Welt auf, offenbarte was passierte, wenn die Systeme außer Kontrolle geraten. Wie das Eintauchen vonstattengeht und wie die Menschen darauf reagieren. Tagtäglich begegnen wir digitalen Welten, betreten virtuelle Realitäten und wissen gar nicht so genau, was real ist und was nicht. Wir sind nicht nur on, wir sind onon,…
Das barrierefreie Theaterschiff der Traumschiffcrew legte am 12. Dezember 2019 im Berliner Kleisthaus an. Allerdings nur im übertragenen Sinne, denn die Theatergruppe hatte ihre schwimmende Bühne ausnahmsweise zugunsten einer schlichteren Theaterbühne eingetauscht. Dort wurde das Stück „Hinter den Fenstern“ mit Audiodeskription, Dolmetschen in Gebärdensprache sowie Schriftdolmetschung gezeigt. Die Handlung spielt sich im ländlichen Leinewitz ab. Die letzte noch übriggebliebene Ärztin des kleinen Dorfes geht in Rente und hinterlässt der alternden Bevölkerung keinen Nachfolger. Stattdessen soll die Startup-Idee ihres Sohnes das Problem lösen, indem die Landbewohner von nun an über eine App mit ihrem Arzt kommunizieren. Ein Stück, das auf den…
„Seit einiger Zeit kommt dann und wann der kleine fette König Dezember II in mein Haus, der nicht länger ist als ein Zeigefinger und so fett, dass sein winziger roter Samtmantel mit dem dicken weißen Hermelinbesatz sich vor dem Bauch nicht mehr schließen lässt.“ – „Der kleine König Dezember“ von Axel Hacke – Eine Vorstellung, auf die ich mich zugegebenermaßen schon seit Langem gefreut habe, war „Der kleine König Dezember“ mit Audiodeskription. Das Deutsche Theater Berlin führte das Kinderbuch von Axel Hacke als Familientheaterstück am 8. Dezember auf. Die Geschichte dreht sich um einen mittelalten durchschnittlichen Mann, von Beruf…
„Die Bühne wird dunkel. Blaues Licht fällt auf ein Schlagzeug im hinteren Teil der Bühne. Mit kräftigen Schritten betritt Othello die Drehbühne. Bei der Bühnenrampe bleibt er stehen. Sein Körper ist nackt und zur Gänze mit roter Farbe bedeckt. Von hinten kommt Desdemona mit leichten Schritten auf ihn zu. Ihr Körper ist ebenfalls nackt und mit weißer Farbe bedeckt. Sie springt auf Othellos Rücken. Sie küssen sich leidenschaftlich. Dabei vermischt sich die rote und weiße Farbe auf ihren Körpern.“ Am 12. November im Berliner Ensemble beschrieb der Audiodeskriptor Albert Frank ungefähr so das Bühnengeschehen. Gezeigt wurde Othello, ein Drama von…
Grand Show mit Audiodeskription
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“ Wer kannst Du sein? What‘s your true ID? Wer bist du und wer bin ich?“ All das fragt sich die junge Reye auf einer farbenfrohen Suche nach sich selbst in der 1. Grand Show mit Audiodeskription. Extravagante Kostüme, akrobatische Höchstleistungen, Gesang, Tanz, eine Lichtshow ohnegleichen und Hüte, die mehr kosten als mein gesamter Kleiderschrank zusammengenommen. Das ist die VIVID Grand Show im Friedrichstadt-Palast Berlin. Am 24. Oktober fand am Vorabend der Premiere mit Audiodeskription eine Vorführung für PressevertreterInnen statt. In der VIVID Grand Show geht es um die junge Reye, die von ihrem Vater getrennt wird und sich plötzlich…
In meinem ersten Theaterstück mit Audiodeskription in den Sophiensälen im Juni 2019 fallen gleich alle Hüllen. In der Tanzperformance „Glory“ von Jeremy Wade bewegen sich zwei Tänzer (Jeremy Wade und Sindri Runudde) synchron über die karge Bühne. Mal sind ihre Bewegungen ekstatisch, ein anderes Mal schwerfällig. Dann kriechen sie wie Tiere auf dem Boden. Das Besondere: beide sind nackt und zeigen durch das Wechselspiel zwischen Ekstase und geradezu manischer Depression die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen, insbesondere Geschlechterrollen, auf den menschlichen Körper. Seit 1996 haben sich die Sophiensäle als Spielstätte der freien darstellenden Künste etabliert. Vorstellungen mit Audiodeskription bieten sie bereits unabhängig…
Ist ein Tanz mit Audiodeskription immersiv?
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Liebestod und Liebesschmerz sind Themen, mit denen wir alle nur allzu vertraut sind. Entfremdung, verpasste Gelegenheiten, ein unglückliches Blind Date, Missverständnisse und Drogenmissbrauch sind Gründe für den Tod einer Liebe, die in der Tanz-Performance „Liebestod“ von deufert&plischke aufgegriffen werden. Ein weiterer Tanz mit Audiodeskription im Rahmen des Festivals Tanz im August. Während der Performance stellen sich die Tänzer*innen immer wieder ans Mikro und erzählen den anderen Tänzer*innen unglückliche Liebesgeschichten. Dazwischen wird mit teils aggressiven, teils zärtlichen Bewegungen zu den Klängen unerfüllter Liebe getanzt. Wie kann man so viel Emotionalität in einem Tanz mit Audiodeskription vermitteln? Geht ein emotionaler Tanz mit…
Ein Leben bewegt durch die Liebe zum Tanz, ein Tanz bestimmt durch die Freuden und Leiden des Lebens – das zeigt das Stück des französischen Choreografen und Tänzers Jérome Bel über die Tänzerin Isadora Duncan am 17. August am Deutschen Theater Berlin. Durch Zufall liest Bel die Memoiren der 1877 geborenen Tänzerin. Vor dem Hintergrund ihres Lebens und der gerade mal 40 von ihr überlebenden Tänze erstellt er eine Performance, die gleichzeitig erzählerisch und tänzerisch ihr Leben präsentiert. Das Stück wechselt zwischen der Erzählerstimme, die von isadoras Liebe zum Meer berichtet, ihrer Passion für den Tanzunterricht, die Liebe zu ihren…
„(in)Visible“: Theaterstück im Dunkeln
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Stimmen in der Dunkelheit, das Klackern hoher Schuhe, das Rascheln eines Umhangs, die Berührung einer körperlosen Hand … Was auf den ersten Blick wie eine Szene aus einem Horrorfilm wirkt, ist eigentlich ein Theatererlebnis mit allen Sinnen. In der Tanzfabrik Berlin führen sechs Tänzer „(in)Visible„, ein Theaterstück im Dunkeln unter der Regie von Jess Curtis auf. Jess hat sich als Vertreter des inklusiven Theaters, das behinderten Künstlern die Möglichkeit gibt, sich selbst auszudrücken, einen Namen gemacht. Diesem macht er mit (in)Visible dann auch alle Ehre. Immer wieder sitze ich mit den übrigen Zuschauern in völliger Dunkelheit und bin auf die…