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Kategorie: Theaterrezension

nur durch die Bloggerin erstellte Rezensionen zum Thema Theater

In der Schaubude geht es nur um das Eine

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Es ist Donnerstagabend und alle BewohnerInnen von Haus Nr. 69 denken nur an das Eine. Darum geht es auch am 27. September 2020 in der Schaubude Berlin. Das große Thema des Abends lautet Sex und zwar in allen möglichen Varianten und Konstellationen. Josephine Hock inszeniert ein Puppenspiel der besonderen Art mit ihr selbst als einzige Schauspielerin. Sie spielt nicht nur alle Parteien der sechs Wohnungen, sondern auch die sich darin befindlichen Gegenstände, die aus nachvollziehbaren Gründen alle ebenfalls sehr daran interessiert sind, darüber mehr zu erfahren, was sie ansonsten nur observieren. Von der Topfpflanze über Hemden, Seil und Nudelholz bis…

Endlich wieder live im Theater!

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Am 19. September bin ich endlich einmal wieder bei einer Theatervorstellung, die live im Theater stattfindet. „Herr der Krähen“ wird in der Jugendtheaterwerkstatt Spandau (JTW) gespielt und zwar mit offener Audiodeskription, die einmal nicht nur über Kopfhörer, sondern für alle ZuschauerInnen hörbar im ganzen Theatersaal zu hören ist. „Herr der Krähen“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des kenianischen Autors Ngugi wa Thiong´o. Das Stück handelt von einem Land, das von einem Diktator regiert wird. Dieser hat es sich zum Ziel gesetzt, den größten Turm der Welt zu bauen. Gleichzeitig thematisiert die Geschichte die kleinen Probleme der einzelnen BürgerInnen, darunter Motorradfahrer,…

Max und Moritz – nichts für Kinder

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Wenn man sich Märchen ansieht, mag man oft kaum glauben, dass sie für Kinder gedacht sind. Da werden alte Frauen in den Backofen geschoben (Hänsel und Gretel), Wölfe mit Steinen gefüllt und im Brunnen versenkt (Rotkäppchen), Kinder gegen Salat eingetauscht (Rapunzel) und Töchter mit ihren Vätern verheiratet (Allerleirau). Ähnlich brutal geht es auch bei Wilhelm Buschs bekannten Lausbubengeschichten über „Max und Moritz“ zu. Menschen necken, Tiere quälen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen. Das und noch viel mehr lassen sich die beiden Lausbuben Max und Moritz einfallen. Antú Romero Nunes beschäftigt sich in seiner Theateradaption auf sehr plastische und bildhafte Weise mit…

Theater als Hörspiel: „Das Weiße Rössl am Central Park“

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„Die Hendl, die fetten, gibt’s net in Manhattan“ Was passiert, wenn eine österreichische Operette wie „Im Weißen Rössl“ über den großen Teich flüchtet? Im Falle Jimmy Bergs und vieler anderer deutsch-jüdischer Flüchtlinge im zweiten Weltkrieg wird sie zu einer Hommage an Heimatnostalgie und Fluchterfahrungen. „Das Weiße Rössl am Central Park“ wird im April 2019 von Johannes Müller und Philine Rinnert als Musikabend wieder aufgenommen. Aus ihren gesammelten Recherchematerialien erstellen sie eine Collage von Briefen, Gedichten, Programmheften, Tonaufnahmen und Interviews – das Ganze nun zusammengefasst als Hörspiel. Das Hörspiel erzählt die Geschichte von Heimatlosigkeit und Sehnsucht. Szymon Weinberg wird in der…

Metropolis im Theater: Die Audiodeskription ist zweigeteilt

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Wer zur Unterschicht gehört, muss Tag und Nacht schuften. Wer zur Oberschicht gehört, kann sich in Gärten vergnügen und in Clubs berauschen lassen. Die „Metropolis“-Inszenierung des Schauspiel Leipzig greift das Thema des gleichnamigen Romans von Thea von Harbou und des bekannten Stummfilms von Fritz Lang auf und verarbeitet ihn in einem ereignisreichen Theaterstück. Metropolis ist eine gigantische Stadt, in der Unter- und Oberschicht streng voneinander getrennt sind. Während sich die Oberschicht, angeführt von Joh Fredersen, dem Vergnügen hingibt, muss die Unterschicht Tag und Nacht an unterirdischen Maschinen arbeiten. Freder ist der Sohn des Oligarchen Joh Fredersen. Er verliebt sich in…

Jenufa mit Audiodeskription verdient das Wort „Kunstwerk“

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Zwei Stunden Oper und das auch noch auf Tschechisch? Zuerst klingt das nicht besonders spannend, aber „Jenufa“ von Leos Janácek ist gerade wegen der lebhaften Beschreibung von Anke Nicolai und Nadja Schulz-Berlinghoff den zweiten Blick bzw. das offene Ohr wert. Eigentlich sollte die „Zauberflöte“ von Mozart die erste Oper mit Audiodeskription in der Deutschen Oper Berlin sein. Der Text war fertig, die Termine gesetzt. Und dann kam der Lock-Down… Statt der „Zauberflöte“ feiert die Deutsche Oper nun mit einem anderen Werk ihre Premiere. In der Jenufa- Inszenierung von Christoph Leu stehen enttäuschte Liebe, Kindsmord und Angst vor gesellschaftlicher Schande in…

Tun wir auch so, als wäre nie etwas gewesen?

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Ein Text, der in die Zeit passt, könnte man sagen: Das ist „Die Pest“ nach dem Roman von Albert Camus unter der Regie von András Dömötör. Das Stück befindet sich bereits vor der Schließung der Theater im Spielplan des Deutschen Theaters. Das Besondere an dieser Inszenierung ist allerdings, dass der Schauspieler Božidar Kocevski eine spezielle Quarantäne-Fassung des Stücks aufgenommen hat, die meiner Meinung nach einen ganz neuen Blick auf unsere aktuelle Situation und dem Umgang mit Abstand und Isolation wirft. In der algerischen Küstenstadt Oran bricht die Pest aus. Doktor Rieux kämpft unerbittlich gegen die Krankheit. Trotzdem sterben immer mehr…

Die Sophiensäle experimentieren mit Audiodeskription und Gebärdensprache

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Die Sophiensäle Berlin experimentieren mit Audiodeskription, Gebärdensprache und ZOOM ohne Grenzen „Ohne Grenzen“ heißt das Motto am 16. Juni 2020 in den Sophiensälen. Zum ersten Mal seit sich das Theaterangebot aufs Internet verlagert hat, sind die Sophiensäle auch wieder dabei. Diesmal mit einem besonderen Experiment. In der Remote-Performance „No Limit“ stellen sie Menschen mit Behinderung als Norm dar. Nicht-behinderte Menschen sind in der Minderzahl und werden als Kuriosität betrachtet. Dabei stellen sie in Frage, was Inklusion eigentlich ist und fordern uns heraus, darüber nachzudenken, wie wir zu ihr stehen. Um 20:00 Uhr geht es los. Fünf Personen sind an der…

Livestreams von Theaterstücken mit Audiodeskription – brauchen wir das überhaupt?

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Im Februar habe ich noch gesagt: Ich habe den besten Job der Welt. Vor März bin ich manchmal bis zu dreimal im Monat ins Theater gegangen. Mit der Audiodeskription in Theatern ging es gerade so richtig los. Und dann kam Corona. Die Theater mussten, so kam es mir vor, von einem Tag auf den anderen schließen. Keine Theaterstücke, keine Oper, nicht einmal Impro-Tanz… Dafür aber viel Zeit zu Hause vor dem Computer. Dahin hat sich nämlich das kulturelle Leben verlagert. Wie panisch haben die Kulturinstitutionen auf einmal alle möglichen Inhalte online gestellt: virtuelle Rundgänge, Podcasts, Lesungen, ZOOM-Stammtische, Führungen durch Clubs,…