Direkt zum Inhalt

Monat: Juli 2020

Max und Moritz – nichts für Kinder

Posted in Theaterrezension

Wenn man sich Märchen ansieht, mag man oft kaum glauben, dass sie für Kinder gedacht sind. Da werden alte Frauen in den Backofen geschoben (Hänsel und Gretel), Wölfe mit Steinen gefüllt und im Brunnen versenkt (Rotkäppchen), Kinder gegen Salat eingetauscht (Rapunzel) und Töchter mit ihren Vätern verheiratet (Allerleirau). Ähnlich brutal geht es auch bei Wilhelm Buschs bekannten Lausbubengeschichten über „Max und Moritz“ zu. Menschen necken, Tiere quälen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen. Das und noch viel mehr lassen sich die beiden Lausbuben Max und Moritz einfallen. Antú Romero Nunes beschäftigt sich in seiner Theateradaption auf sehr plastische und bildhafte Weise mit…

Theater als Hörspiel: „Das Weiße Rössl am Central Park“

Posted in Theaterrezension

„Die Hendl, die fetten, gibt’s net in Manhattan“ Was passiert, wenn eine österreichische Operette wie „Im Weißen Rössl“ über den großen Teich flüchtet? Im Falle Jimmy Bergs und vieler anderer deutsch-jüdischer Flüchtlinge im zweiten Weltkrieg wird sie zu einer Hommage an Heimatnostalgie und Fluchterfahrungen. „Das Weiße Rössl am Central Park“ wird im April 2019 von Johannes Müller und Philine Rinnert als Musikabend wieder aufgenommen. Aus ihren gesammelten Recherchematerialien erstellen sie eine Collage von Briefen, Gedichten, Programmheften, Tonaufnahmen und Interviews – das Ganze nun zusammengefasst als Hörspiel. Das Hörspiel erzählt die Geschichte von Heimatlosigkeit und Sehnsucht. Szymon Weinberg wird in der…

Metropolis im Theater: Die Audiodeskription ist zweigeteilt

Posted in Theaterrezension

Wer zur Unterschicht gehört, muss Tag und Nacht schuften. Wer zur Oberschicht gehört, kann sich in Gärten vergnügen und in Clubs berauschen lassen. Die „Metropolis“-Inszenierung des Schauspiel Leipzig greift das Thema des gleichnamigen Romans von Thea von Harbou und des bekannten Stummfilms von Fritz Lang auf und verarbeitet ihn in einem ereignisreichen Theaterstück. Metropolis ist eine gigantische Stadt, in der Unter- und Oberschicht streng voneinander getrennt sind. Während sich die Oberschicht, angeführt von Joh Fredersen, dem Vergnügen hingibt, muss die Unterschicht Tag und Nacht an unterirdischen Maschinen arbeiten. Freder ist der Sohn des Oligarchen Joh Fredersen. Er verliebt sich in…

Jenufa mit Audiodeskription verdient das Wort „Kunstwerk“

Posted in Theaterrezension

Zwei Stunden Oper und das auch noch auf Tschechisch? Zuerst klingt das nicht besonders spannend, aber „Jenufa“ von Leos Janácek ist gerade wegen der lebhaften Beschreibung von Anke Nicolai und Nadja Schulz-Berlinghoff den zweiten Blick bzw. das offene Ohr wert. Eigentlich sollte die „Zauberflöte“ von Mozart die erste Oper mit Audiodeskription in der Deutschen Oper Berlin sein. Der Text war fertig, die Termine gesetzt. Und dann kam der Lock-Down… Statt der „Zauberflöte“ feiert die Deutsche Oper nun mit einem anderen Werk ihre Premiere. In der Jenufa- Inszenierung von Christoph Leu stehen enttäuschte Liebe, Kindsmord und Angst vor gesellschaftlicher Schande in…