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Autor: Lavinia

Theater barrierefrei – Sensibilisierung im Berliner Ensemble

Posted in Veranstaltungsbericht

Vorhang auf: Eine blinde Frau betritt das Theater. Es ist Julia. Sie möchte sich im Berliner Ensemble den Othello ansehen, der heute mit Audiodeskription gezeigt wird. Zuerst möchte sie zur Tastführung, die anderthalb Stunden vor Vorstellungsbeginn stattfindet. Sie betritt das Foyer des Theaters. Der Saal ist laut und hallig. Sich zu orientieren fällt schwer. Eine andere Theaterbesucherin geht auf sie zu und packt sie unterm Arm: „Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“ Unaufgefordert zieht sie Julia zur Kasse. Weder bleibt ihr Zeit, sich in dem großen Raum zu orientieren noch wird ihr die Wahl gelassen zu entscheiden, ob sie angefasst und…

Grand Show mit Audiodeskription

Posted in Allgemein, and Theaterrezension

“ Wer kannst Du sein? What‘s your true ID? Wer bist du und wer bin ich?“ All das fragt sich die junge Reye auf einer farbenfrohen Suche nach sich selbst in der 1. Grand Show mit Audiodeskription. Extravagante Kostüme, akrobatische Höchstleistungen, Gesang, Tanz, eine Lichtshow ohnegleichen und Hüte, die mehr kosten als mein gesamter Kleiderschrank zusammengenommen. Das ist die VIVID Grand Show im Friedrichstadt-Palast Berlin. Am 24. Oktober fand am Vorabend der Premiere mit Audiodeskription eine Vorführung für PressevertreterInnen statt. In der VIVID Grand Show geht es um die junge Reye, die von ihrem Vater getrennt wird und sich plötzlich…

Ist Audiodeskription Kunst? Eröffnung des Berliner Spielplan Audiodeskription

Posted in Allgemein, and Veranstaltungsbericht

Ist Audiodeskription Kunst? „Im Publikum sitzen etwa 40 Menschen. Sie schauen auf eine Bühne. Dort sind Stühle aufgebaut und Tische. Auf der Bühne steht eine Frau. Sie hält einen Blindenstock in der Hand und ein Mikrofon. Sie trägt eine schwarze Lederhose, schwarze Schuhe und eine Jacke mit großen schwarzen Kreisen. Sie hat silberne Ohrringe, blonde Haare, etwa Kinn lang. Es ist die Moderatorin, Dörte Maack.“ Am 23.10.2019 eröffnet die blinde Moderatorin Dörte Maack mit diesen Worten die Podiumsdiskussion zur Eröffnung des Berliner Spielplan Audiodeskription. Das Thema lautet „Wie wird Audiodeskription im Theater zum Erfolg“. Dabei werden auch so heikle Fragen…

Mein erstes Theaterstück mit Audiodeskription

Posted in Allgemein, and Theaterrezension

In meinem ersten Theaterstück mit Audiodeskription in den Sophiensälen im Juni 2019 fallen gleich alle Hüllen. In der Tanzperformance „Glory“ von Jeremy Wade bewegen sich zwei Tänzer (Jeremy Wade und Sindri Runudde) synchron über die karge Bühne. Mal sind ihre Bewegungen ekstatisch, ein anderes Mal schwerfällig. Dann kriechen sie wie Tiere auf dem Boden. Das Besondere: beide sind nackt und zeigen durch das Wechselspiel zwischen Ekstase und geradezu manischer Depression die Auswirkungen gesellschaftlicher Normen, insbesondere Geschlechterrollen, auf den menschlichen Körper. Seit 1996 haben sich die Sophiensäle als Spielstätte der freien darstellenden Künste etabliert. Vorstellungen mit Audiodeskription bieten sie bereits unabhängig…

Sieben Gründe warum Blinde ins Theater gehen sollten

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Warum sollten Blinde und Sehbehinderte ins Theater gehen? Das fragen sich viele, nicht zuletzt die Blinden. Ich selbst habe mich das jahrelang gefragt. In meiner Erinnerung bestand das Theater entweder aus Inszenierungen verstaubter Klassiker oder aus modernen Performances, die viel Interpretationsspielraum lassen. Zusätzlich bekommt man nur die Hälfte mit, weil so gut wie alles visuell ist. Da ist es kein Wunder, dass so wenige Blinde ins Theater gehen. Dabei gibt es einige gute Gründe, warum Blinde ins Theater gehen sollten. Hier sind ein paar davon: 1. Live-Audiodeskription Bei einer Audiodeskription im Theater erfolgt die Beschreibung in der Regel live. Das…

Ist ein Tanz mit Audiodeskription immersiv?

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Liebestod und Liebesschmerz sind Themen, mit denen wir alle nur allzu vertraut sind. Entfremdung, verpasste Gelegenheiten, ein unglückliches Blind Date, Missverständnisse und Drogenmissbrauch sind Gründe für den Tod einer Liebe, die in der Tanz-Performance „Liebestod“ von deufert&plischke aufgegriffen werden. Ein weiterer Tanz mit Audiodeskription im Rahmen des Festivals Tanz im August. Während der Performance stellen sich die Tänzer*innen immer wieder ans Mikro und erzählen den anderen Tänzer*innen unglückliche Liebesgeschichten. Dazwischen wird mit teils aggressiven, teils zärtlichen Bewegungen zu den Klängen unerfüllter Liebe getanzt. Wie kann man so viel Emotionalität in einem Tanz mit Audiodeskription vermitteln? Geht ein emotionaler Tanz mit…

Die Audiodeskription von Isadora Duncan blieb still

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Ein Leben bewegt durch die Liebe zum Tanz, ein Tanz bestimmt durch die Freuden und Leiden des Lebens – das zeigt das Stück des französischen Choreografen und Tänzers Jérome Bel über die Tänzerin Isadora Duncan am 17. August am Deutschen Theater Berlin. Durch Zufall liest Bel die Memoiren der 1877 geborenen Tänzerin. Vor dem Hintergrund ihres Lebens und der gerade mal 40 von ihr überlebenden Tänze erstellt er eine Performance, die gleichzeitig erzählerisch und tänzerisch ihr Leben präsentiert. Das Stück wechselt zwischen der Erzählerstimme, die von isadoras Liebe zum Meer berichtet, ihrer Passion für den Tanzunterricht, die Liebe zu ihren…

„(in)Visible“: Theaterstück im Dunkeln

Posted in Allgemein, and Theaterrezension

Stimmen in der Dunkelheit, das Klackern hoher Schuhe, das Rascheln eines Umhangs, die Berührung einer körperlosen Hand … Was auf den ersten Blick wie eine Szene aus einem Horrorfilm wirkt, ist eigentlich ein Theatererlebnis mit allen Sinnen. In der Tanzfabrik Berlin führen sechs Tänzer „(in)Visible„, ein Theaterstück im Dunkeln unter der Regie von Jess Curtis auf. Jess hat sich als Vertreter des inklusiven Theaters, das behinderten Künstlern die Möglichkeit gibt, sich selbst auszudrücken, einen Namen gemacht. Diesem macht er mit (in)Visible dann auch alle Ehre. Immer wieder sitze ich mit den übrigen Zuschauern in völliger Dunkelheit und bin auf die…

Wo bleibt die Barrierefreiheit an Berliner Bühnen?

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Welcher Blinde kennt das nicht. Die Lichter gehen aus. Der Vorhang geht zurück und man sieht … absolut nichts oder fast nichts. Leider bedeutet das in vielen Fällen auch, dass das Theatervergnügen auf Dialoge beschränkt ist. Für das Verstehen und Genießen von Theaterstücken reicht das oft nicht. Wie die meisten anderen Blinden bin ich auf die Beschreibung meiner Begleitperson angewiesen, womit ich auch je nach Laune und Komplexität des Bühnengeschehens bislang ganz gut gefahren bin, aber barrierefrei und selbstbestimmt sieht anders aus. Dabei gibt es eine einfache Lösung, die in Paris und London und sogar in einigen deutschen Städten wie…