Ich habe mich in vielen Blogbeiträgen darüber ausgelassen, warum ich eine Audiodeskription grandios, die andere allerdings kompliziert, schwierig zu folgen oder einem Fußballkommentar gleich empfinde. Seit einiger Zeit bin ich als blinde Co-Autorin für Audiodeskription in der freien Szene tätig. In dieser Zeit habe ich einige tolle Wortwendungen gehört und einige, die mir wenig bis gar nichts sagen. Viel ist von dem Stück abhängig, anderes von der Wortwahl der Audiodeskription und für wieder anderes brauche ich dringend eine Tastführung. Heute möchte ich mit euch einige Kriterien teilen, nach denen ich Audiodeskriptionen redigiere – kein Anspruch auf Vollständigkeit. Verben statt Adjektive…
Schlagwort: Theater hören
Die Theater machen Pause und auch wir sind in der Sommerfrische vom 12.7. bis 12.8.2024, danach geht es aber frisch weiter mit vielen neuen Stücken! Einen kleinen Ausblick findet ihr bereits in unserem Spielplan Bildbeschreibung: Die Abendsonne spiegelt sich im Meer hinter den grünen Gräsern der Dünen. Darüber der Text: Viel Sonnenschein und kühle Brisen wünscht der Berliner Spielplan Audiodeskription. Wir sind am 12. August wieder für Sie da. Unser Newsletter rettet euch vor kultureller Langeweile Mehrmals monatlich halten wir euch über die aktuellen Vorstellungen mit Audiodeskription auf dem Laufenden. Hier geht’s zum Newsletter.
„Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“: Mit Audiodeskription, aber textlastig
Posted in Theaterrezension
Ich bin mal wieder in der Volksbühne. Statt mir den Hintern vorm EM-Spiel Deutschland gegen Spanien plattzusitzen, entscheide ich mich am 5. Juli für das Stück „Die Gewehre der Frau Kathrin Angerer“ von René Pollesch. Nun bin ich kein Fußballfan und nehme deshalb an, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Als ich um 22:00 Uhr wieder aus dem Theater komme, bin ich mir darüber nicht mehr so sicher. Ein spektakuläres Bühnenbild Es beginnt, wie immer, mit der Tastführung. Und ich muss sagen, alleine deshalb lohnt sich der Besuch, denn auf der Bühne gibt es so einiges zu sehen und zu…
Am 20. Mai schaue ich mir das Stück „Übergewicht, unwichtig: Unform“ von Werner Schwab, inszeniert von Rieke Süßkow an. Dies ist das zweite Stück, das im Rahmen des diesjährigen Theatertreffens mit Audiodeskription gezeigt wird und zwar an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Nachdem mich „Die Hundekot-Attacke“ zwei Tage zuvor stark beeindruckt hatte, gehe ich mit hohen Erwartungen und zugegebenermaßen keinerlei Vorkenntnissen zu Werner Schwab in das Stück. Darum geschieht es mir wohl auch ganz recht, dass ich von Penissen, Vulven, Kannibalismus, Masturbation und Gewalt geradezu überfallen werde – alles punktgenau und neutral beschrieben von der Sprecherin der Audiodeskription, Charlotte Miggel. Es…
Der Berliner Spielplan Audiodeskription wird weiterhin gefördert
Posted in Theaterrezension, and Veranstaltungsbericht
Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass es den Berliner Spielplan Audiodeskription noch mindestens bis Ende des Jahres geben wird. Nach monatelangem Klinkenputzen bei der Politik und einer E-Mail-Aktion, während dutzende blinde und sehbehinderte Theaterliebhaberinnen und Theaterliebhaber sich an die Politik gewandt haben, können wir unsere Arbeit noch eine Weile fortsetzen und zwar bis zum 31. Dezember 2024. Die Förderung stammt aus Projektmitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Vielen Dank dafür! Bild 1: Bild von der Publikumspreisverleihung: zeigt Zuhörer*innen im Roten Salon. Eine blinde Frau spricht in ein Mikro. Bild 2: Berndt Schmidt (Intendant Friedrichstadt-Palast) spricht in das…
Wenn man bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist es nur recht und billig, dass man einmal innehält und einen Blick zurück auf gelebtes Leben wirft. Das gilt für Menschen. Es gilt aber auch für Projekte wie dem „Berliner Spielplan Audiodeskription“, wenn diese sich ihrem Ende zuneigen. Im Mai läuft das Projekt nun aus, weshalb wir uns am 28. April zum vorerst letzten Theaterclub über ZOOM treffen und zwar zu einem Rückblick der besonderen Art. Diesmal haben wir zwei Theaterschaffende – Maximiliane Wienecke vom Theater an der Parkaue und Maura Meyer vom Deutschen Theater – eingeladen, um darüber…
Wieder einmal sitze ich zu einer Saalprüfung im Theater. Diesmal ist es das Stück „1984“ nach einem Roman von George Orwell im Berliner Ensemble. Meine letzte Saalprüfung war „Carmen“ in der Deutschen Oper. Das liegt schon eine ganze Weile zurück. Deswegen freue ich mich heute darauf, als einzige, neben Projektleiterin Imke und meiner Arbeitsassistentin Krissy, die Audiodeskription von Tania Eichler hören und Feedback geben zu dürfen. Während das Stück losgeht, sitze ich mit meinem halb eingeklappten und verdunkelten Laptop auf dem Schoß und schreibe mit. Viel anzumerken habe ich nicht, denn das Stück lässt nur wenige kurze Pausen, in die…
Barrieren überwinden: Ein Gespräch mit Matthias Pees zu Audiodeskription im Theater
Posted in Theaterrezension
Das Theatertreffen steht vor der Tür. Im Mai ist es einmal wieder soweit, und drei der zehn ausgewählten Stücke werden auch diesmal wieder mit Audiodeskription gezeigt. Das haben wir zum Anlass genommen und den wohl renommiertesten Gast eingeladen, den wir bis jetzt im Theaterclub hatten: den Intendanten der Berliner Festspiele, Matthias Pees. Die Berliner Festspiele richten Festivals und Veranstaltungen in vielen Kulturbereichen aus, unter anderem MaerzMusik, das Jazzfest Berlin, das Musikfest Berlin und eben auch das Theatertreffen. Da ist es doch einmal interessant, herauszufinden, wie es mit der Inklusion in einer solch großen Kulturinstitution bestellt ist. Lavinia: Könnten Sie mir…
Am vierten Februar höre ich mir die Aufführung von „AIDA“ mit Audiodeskription an der Deutschen Oper an. Dies ist das erste Mal, dass ich mir eine Oper anschaue, ohne mir gleichzeitig auf meinem Laptop Notizen für die Audiodeskription zu machen. Im Vorfeld weiß ich bereits, dass die vier Vorstellungen, die mit Audiodeskription gezeigt werden, ausnahmslos gut besucht sind. Außerdem habe ich gelesen, dass in dieser Inszenierung das Orchester auf der Bühne sitzt und die Sänger*innen im Publikumssaal. Was für eine unglaubliche Erfahrung das ist, wird mir aber erst viel später klar. „AIDA“ von Giuseppe Verdi spielt im antiken Ägypten und…
„Die kahle Sängerin“ mit Audiodeskription: Endlich mal wieder etwas zum Lachen
Posted in Theaterrezension
Das ist doch vollkommen absurd! Aber zum Lachen ist es allemal. Nach „Caligula“, „Woyzeck Interrupted“ und „Die Pest“ sitze ich endlich einmal wieder mit einem breiten Grinsen im Deutschen Theater. Mein erstes Theaterstück mit Audiodeskription ist in diesem Jahr „Die kahle Sängerin“ von Eugène Ionesco. Das ist das erste Stück, das als absurdes Theater bezeichnet werden konnte. Wie absurd dieser Abend wirklich wird, warum nicht immer jemand vor der Tür steht, wenn es klingelt und was es mit der kahlen Sängerin auf sich hat, erfahrt ihr vielleicht im Folgenden. Die Tastführung beginnt, wir sehen rot Bislang konnte noch kein anderes…