Einen Kinderbuchklassiker von Michael Ende zeigt zurzeit das Theater an der Parkaue „Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, inszeniert von Mathias Spaan, einer der unausprechlichsten Titel aller Zeiten wurde bereits zweimal im vergangenen Jahr mit Audiodeskription aufgeführt. Es geht um zwei böse Zauberer, die am Silvesterabend ihr Soll an bösen Taten noch nicht erfüllt haben Und deshalb einen Punsch brauen, von dem alle guten Wünsche ins Gegenteil verkehrt werden. Ihnen entgegen stehen zwei tierische Helden, der Kater Maurizio und der Rabe Jakob. Am 17. Dezember haben wir den Kater zu Gast in unserem Theaterclub:Ioana Nițulescu (gesprochen: Nizulescu).
Lavinia: Ich habe gelesen, du bist als Schauspielerin fest engagiert an der Parkaue. Wie bist du dort gelandet?
Ioana: Wie alle SchauspielerInnen: Nachdem man studiert hat, bewirbt man sich überall. Ich habe viele Initiativ-Bewerbungen geschickt, weil ich neugierig war, die Theaterlandschaft kennenzulernen. Und glücklicherweise war mein schönstes Vorsprechen an der Parkaue, und dort hat es auch geklappt. Ich habe Schauspiel in Graz an der Kunstuniversität und in Rumänien in Timișoara studiert. Deswegen habe ich zwei Schauspielabschlüsse. Und irgendwann dachte ich, jetzt müsste ich auch mal in einem Theater arbeiten, nach so viel Studieren.
Lavinia: Auf der Webseite der Parkaue hast du gesagt, dass du mit dem Theater an der Parkaue Charme, Mut und Offenheit verbindest. Was bedeutet das für dich?
Ioana: Die Frage wurde mir gestellt, als ich ganz frisch an der Parkaue war, und ich habe aus einem Bauchgefühl heraus geantwortet. Es waren nur ein paar Begegnungen, die ich mit dem künstlerischen Team hatte und dann habe ich assoziativ darauf geantwortet.
Es hat was mit einem Miteinander zu tun.
Ich beschreibe, wie so ein Arbeitsalltag an der Parkaue ist. Ich habe bis jetzt keine Institution erlebt, wo das Miteinander das Wichtigste ist, und dafür braucht man Mut. Im besten Fall ist man auch charmant, damit die Kommunikation ein bisschen mehr Spaß macht.
Lavinia: Alltag ist ein gutes Stichwort. Nun wissen wahrscheinlich die wenigsten von uns, wie so eine Probe vonstatten geht. Könntest du mal eine typische Probe beschreiben, wie sie zum Beispiel beim Wunschpunsch stattgefunden hat?
Ioana: Es gibt eine Konzeptionsprobe, wo über die Inszenierung geredet wird, über das Konzept und so weiter und so fort, und dann die erste spielerische Probe.
Bei Mathias Spaan war es ein Reingehen auf die Bühne und Ausprobieren und wenig darüber sprechen. Das war sehr spannend, weil man unterschiedliche Erwartungen hatte von der Rolle, und die unterschiedlichen Perspektiven sind sich im Ausprobieren begegnet.
Lavinia: Habt ihr dann hinterher darüber gesprochen?
Ioana: Wir haben uns viel ausgetauscht: Ist es ein Kater? Ist es eine Katze? Was bedeutet es, schlecht zu singen und dann wieder gut zu singen? Was für Musik interessiert Maurizio? Was für eine Beziehung hat Maurizio mit dem Zauberer? Diese Fragen haben wir uns gestellt, aber wir haben nicht grundsätzlich über die Figur gesprochen, sondern sind nach dem Ausprobieren ins Gespräch gekommen.
Lavinia: Ihr habt euch für einen Sopran entschieden. Da hättet ihr natürlich auch einen Rap nehmen können oder sowas.
Ioana: Mir war die Form an sich nicht so wichtig, ob es Rap oder klassische Musik ist, sondern eine Suche nach einer musikalischen Richtung, die andauernd scheitert und die zum Schluss durch den Wunschpunsch gelöst wird. Die Inszenierung endet mit dem Schrei, den Maurizio am Anfang hat. Dieser Schrei wurde zuerst eher als hässlich singen wahrgenommen, würde ich behaupten. Mir war wichtig, dass Maurizio zum Schluss ein Selbstbewusstsein hat. Es gibt kein schlechtes und gutes Singen. Du kannst Noten treffen, aber wenn du kein Selbstvertrauen hast und du es nicht genießt, dann klingt es nicht gut. Dann kann auch einfach Schreien schön klingen, wenn man etwas damit erzählen will.
Lavinia: Ich wollte mir eigentlich das Stück am 14. Dezember mit Audiodeskription ansehen, bin aber leider erkrankt. Deswegen habe ich mir jetzt nur einen Mitschnitt angehört, ohne Audiodeskription. Dabei geht einiges verloren. Könntest du zum Beispiel aus dem Kopf heraus beschreiben, wie die Bühne und dein Kostüm aussehen?
Iona: Ich habe ein Watton an. Das ist so ein großes Kostüm, das eine Birnenform hat. Die Beine und die Arme sind dünn, aber der Watton kommt mittig wie eine Birne. Darauf kommt ein Kostüm, das sehr edel ist, wie ein Anzug. Es ist braun-orange und ein bisschen Golden. Darunter habe ich eine Bluse, die gestreift ist, auch orange-braun. Ich habe eine Perücke an, die sehr lockig ist, und ich habe eine Katzennase, die auf mein Gesicht geklebt ist, mit der das Sprechen sehr lustig ist. Mein Gesichts-Make-up ist das Einzige, was an eine Katze oder einen Kater erinnert.
Die Bühne ist das Zimmer des Zauberers. Es gibt einen Tisch mit einem Computer. Es gibt eine kleine Küche. Es gibt eine kleine obere Etage mit einer Badewanne, und die Bühne kann man drehen. Und auf der anderen Seite gibt es ein Eisberg.
Lavinia: Was hat dir am besten daran gefallen, den Kater zu spielen?
Ioana: Es macht auf jeden Fall Spaß, in die Übertreibung zu gehen. Der Kater bekommt ja Schlafmittel, zum Beispiel vom Zauberer, damit er nicht imstande ist, richtig gut spionieren zu können. Wir haben uns gefragt: Wie macht man das? Spielt man die ganze Zeit müde? Aber wir wollen trotzdem eine große Energie haben. Und dann haben wir uns entschieden, dass der Kater immer wieder einfach spontan einschläft, in den schlechtesten Momenten, die es gibt. Man redet und plötzlich schnarcht er. Und dann ist er wach und dann geht es weiter ganz normal, als wäre das nicht passiert.
Lavinia: Also die ZuschauerInnen kriegen nur das mit, was am Ende gespielt wird, aber in Wirklichkeit liegen sehr viel mehr Gedanken dahinter.
Ioana: Ja, auf jeden Fall. Man sucht sich die Sachen, die einem Spaß machen, und ich glaube, das sieht oder fühlt man bei der Figur. Wenn es mir als Spielerin Freude macht, überträgt sich das auch auf die Szenen.
Lavinia: Hattest du bereits Berührungspunkte mit Theater für Blinde, abgesehen davon, dass es Audiodeskriptionen gibt für zwei Stücke, an denen du mitgewirkt hast?
Ioana: Ich habe eine Performance in den Sophiensälen gesehen, wo auf unterschiedlichen Ebenen das Geschehen auf der Bühne beschrieben wurde.
Lavinia: In diesem Jahr (2023) habe ich zwei Experimente erlebt, bei denen Audiodeskriptionen in den Stücken mitgedacht wurde. Wärst du für solche Experimente offen, um Beispiel, dass man Audiodeskriptionen als künstlerisches Mittel in eurem Stück einbaut?
Ioana: Ja, auf jeden Fall. Es muss mehr davon geben. Das muss man immer auch abhängig, glaube ich, von der Inszenierung gucken, aber ich finde, das passiert einfach viel zu wenig.
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