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Erste Spielzeit „Theater Hören Berlin“ … Ein paar Gedanken von mir…

Posted in Gastbeitrag

Es war eine tolle erste Saison dieses wunderbaren Projektes. Mehrfach habe ich mich schon bedankt und möchte es aus vollem Herzen noch einmal tun. Von der Idee, dem Konzept, der Auswahl der Kooperationspartner und Stücke, der Umsetzung der Audiodeskription bis hin zur Präsentation im Internet und dem Knüpfen eines Netzwerkes rund um das Thema. Es ist so gelungen und hat mich persönlich auf mehreren Ebenen angesprochen und begeistert.

Als Nutzerin kam ich teilweise im Tempo gar nicht hinterher.

Auch die Umsetzung von Ideen, die während der Projektzeit aufgrund der Herausforderungen durch „Corona“ entstanden sind, sowie die Etablierung eines Podcasts und des Theaterforums waren bemerkenswert. Als Nutzerin kam ich teilweise im Tempo gar nicht hinterher. So verpasste ich das Stück „Die Pest“, was ich sehr bedauerte und hatte bis zum Schluss (hausgemachte) Probleme mit Zoom. Letztendlich musste ich dann im Theaterblog lesen, dass es noch Stücke auf der Internetseite des „Schauspiels Leipzig“ zu sehen gab, die mir schlichtweg entgangen sind, da ich es nicht mitbekommen habe. Da wäre es vielleicht gut, zu Beginn der neuen Spielzeit noch einmal kritisch zu hinterfragen, in welcher Frequenz Stücke, Podcast und Theaterforum angeboten werden: Wie sehen die Nutzer_innen das und wie viele hat das Projekt eigentlich?

Die Theater-findet-vor-Ort-statt-Hürde zu nehmen, war eine aufregende Herausforderung für mich

Durch den Lockdown hat sich der virtuelle Theaterbesuch temporär etabliert.
Ich persönlich habe mir davor ab und an einmal eine Oper oder ein Ballett auf 3sat angesehen oder auch einmal eine DVD mit Theateraufführungen von exponierter Bedeutung. Aber das war’s auch.
Nun zum einen die technische und zum anderen die mentale Theater-findet-vor-Ort-statt-Hürde zu nehmen, war eine aufregende Herausforderung für mich. Ich muss gestehen, die Freude war groß, als mich die Nachricht erreichte, dass eine Aufzeichnung des Stückes „Bella figura“ und später dann „Max und Moritz“ im Streaming mit AD zu sehen/hören war. Beide Stücke hatte ich am Theater verpasst. Ein „Rundumwohlfühlpaket“: Einführung, AD, Zurückspulen bei tollen Szenen, noch einmal ganz nah dran sein und von vorn, in meinem Tempo und zu meiner Lieblingszeit zelebrieren… Das hätte ein einziger Abend und im Theater nicht geben können.

Jetzt kommt auch ein Votum für das Theater im Theater

Sie lesen aus den bisherigen Worten mein Plädoyer für Theater mit AD im Internet. Aber:
Jetzt kommt auch ein Votum für das Theater im Theater, die Oper in der Oper und das Varieté im Varieté!
Als ich im Oktober zur Eröffnungsveranstaltung in der Deutschen Oper war, konnte ich mir nicht in Ansätzen vorstellen, was mich in den nächsten Wochen und Monaten erwarten würde. Ich kannte AD im Kino und im Fernsehen. Insbesondere die „Berlinale“ und ihre aktiven Protagonisten für uns Sehbeeinträchtigte brachten mich seit längerem zu unvergesslichem Kinogenuss. Meine erste Tastführung im Rahmen des Projektes „Berliner Spielplan Audiodeskription“ fand im Friedrichstadt-Palast statt und ich war überwältigt! So viel Engagement, so viel Herzlichkeit, soviel Authentizität und dann das mitreißende Stück „VIVID“, die tollen Tänzer_innen und Artist_innen.… Eigentlich mache ich mir nicht so viel aus Varieté, aber was dort geboten wurde… ich musste ein zweites Mal hin…

Mir wurde fast der „rote Teppich“ ausgerollt

Manchmal fühlte ich mich an den Theaterabenden fast privilegiert. Ich wurde so schön auf das Kulturerlebnis eingestimmt, mir wurde fast der „rote Teppich“ ausgerollt und viele der sonstigen Barrieren verschwanden einfach…
Das Highlight der Saison war für mich „Don Quijote“ im Deutschen Theater: Die Tastführung führte die Dramaturgin Maura Meyer mit ihrem Team durch. Engagiert, empathisch und kompetent! Zur Tastführung waren sehr viele (ca. 35) Interessierte gekommen. Auch das meisterte Maura Meyer hervorragend. An ihrer Seite waren ein Bühnentechniker, die Kostümbildnerin und weitere Mitwirkende des Theaters. Gemeinsam konnten wir die Bühne betreten, uns das Theater, den Raum und das Bühnenbild erobern sowie zahlreiche Originalkostüme ertasten. Eine besondere Überraschung war es, dass einer der beiden Darsteller, Wolfram Koch, die Tastführung mit durchführte und uns seine Kostüme zeigte sowie Vieles erklärte und einige Anekdoten zum Besten hielt. Es war eine schöne Atmosphäre, in der sich alle merklich wohlfühlten. Eine sehr gehbeeinträchtigte Frau mit Rollator war auch bei der Führung dabei. Es wurde ihr geholfen, alle warteten geduldig und sehr wertschätzend. Klasse! Niemals hatte ich den Eindruck, dass wir als störend oder die angespannte Zeit vor Vorstellungsbeginn zusätzlich belastend erlebt wurden. Den Abend möchte ich noch einmal erleben!

Ich freue mich schon sehr auf die neue Spielzeit und ein Wiedersehen.

Herzliche Grüße,
Monika Seeling-Entrich

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