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Saalprüfung von „Carmen“ (Deutsche Oper)

Posted in Theaterrezension

Test, Test… Am 5. Juli wird die Audiodeskription der Oper „Carmen“ auf die Probe gestellt. Zum ersten Mal sprechen die Audiodeskriptorinnen Jutta Polic und Charlotte Miggel gemeinsam die Beschreibung einer Oper ein. Jutta spricht die Beschreibung, Charlotte die Übertitel. Die erste Aufführung mit Audiodeskription an der Deutschen Oper findet zwar erst im November statt, aber der Testlauf klingt schon nahezu perfekt. Welche Anmerkungen ich zur Audiodeskription an diesem Abend hatte, könnt ihr im Folgenden lesen.

Einführung

  • Leider wurden wir erst drei Minuten nach Beginn der Einführung eingelassen. Es ist stressig, zuzuhören und gleichzeitig seinen Sitzplatz zu suchen.
  • Carmen hat eine „weibliche Figur“? Was ist eine weibliche Figur? Vielleicht lieber üppig oder kurvig.
  • Die Bühnenbeschreibung ist teilweise schwierig nachzuvollziehen. Die Erklärung mit der Drehbühne und den Uhrzeigern verstehe ich nicht ganz. Das fällt mir besonders während der Oper auf. Vielleicht könnte gesagt werden, dass die Bühne sich dreht und welche Perspektive man danach auf die Kulisse hat.

Stück

  • Ein kleiner Hinweis in der Einführung, dass am Anfang nur Musik gespielt wird, aber auf der Bühne nichts passiert, wäre hilfreich.
  • „Die Soldaten lugen durch die Löcher.“ Schönes Verb!
  • „Die Soldaten halten die Gewehre geradeaus vor ihr Geschlecht.“ Vielleicht besser „aufrecht“? Oder „aufgerichtet“.
  • „Sie leuchten wie Sterne.“ Schönes Bild!
  • Charlottes Stimme passt sich der Stimmung des Gesangs an. Das ist super.
  • „Bitte verrate uns, wann der Tag kommt, an dem du uns lieben wirst.“ Schön schmachtend von Charlotte gesprochen!
  • Eigentlich schön, dass Charlotte erst die Musik wirken lässt, bevor sie übersetzt. Das gilt besonders für bekannte Lieder.
  • Als Michaela mit José spricht, gibt es einmal eine lange Pause, in der Charlotte nicht übersetzt, sie aber viel singt. Was wird gesagt? Ich glaube, es wurde später übersetzt, aber gerade hier habe ich mich gefragt, ob ich etwas verpasse. Vielleicht kann Charlotte ein bisschen früher übersetzen.
  • „Carmen spielt mit ihm.“ Was heißt das? Wie spielt sie mit ihm?
  • Wenn die Freundinnen von Carmen die Daten der Flüchtlinge erfassen, kann Jutta noch mal sagen: „Sie erfassen die Daten der Flüchtlinge.“ Statt „Sie erfassen ihre Daten.“ Carmen hat derweil nämlich eine Unterhaltung, der ich folgen will und so ist es verständlicher, wessen Daten erfasst werden.
  • Seziertisch scheint ein schwieriges Wort zu sein. 😊
  • „Escamio fläzt sich in Rosenblättern.“ Schönes Verb!
  • Charlotte und Jutta sprechen José nicht gleich aus. In den Liedern benutzen sie die französische Aussprache. Das J klingt wie das in Jessica oder John.
  • Gut, dass Jutta die Zwischenmusik vorm vierten Akt angekündigt hat. Dann wundere ich mich nicht, dass ohne Beschreibung gespielt wird.
  • „Alle schwenken die Tücher.“ Dann knallt es ein paar Mal. Sind das die Tücher?
  • „José hantiert an Carmens Leichnam.“ Was macht er? Rüttelt er an ihr?
  • Wenn Beschreibung und Übersetzung schnell und kurz aufeinanderfolgend wechseln, ist es schwer, Jutta und Charlotte auseinanderzuhalten.

Fazit

Juttas Stimme ist wie immer fantastisch. Ich liebe die Verben und die Bilder. Man merkt, dass bei der Audiodeskription auf Variation geachtet wurde. Da ich Charlotte bislang nur als Sprecherin von Audiodeskription kannte, war ich überwältigt von ihrem schauspielerischen Talent beim Sprechen der Übertitel. Meistens kann ich ihre Stimmen auseinanderhalten. Wenn sie kurz und schnell nacheinander sprechen, ist das schwieriger. An diesen Stellen noch mal darauf achten, nacheinander zu sprechen. Die Oper und die Audiodeskription dazu haben für mich super zusammengepasst. Wann gesprochen wird und wann die Musik wirken kann, waren gut ausbalanciert. Fantastischer Job!

Am 6. Und 12. November spielt die Deutsche Oper „Carmen“!

Nähere Informationen folgen nach der Spielzeitpause.

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