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Erstes Autorentreffen des Berliner Spielplan Audiodeskription

Posted in Veranstaltungsbericht

„Hallo, ich bin Lavinia, Ich bin 30 Jahre alt. Mein Lieblingstier ist eine Katze (meistens) und meine Lieblingsfarbe ist Grün.“

Ich stehe auf einer Holzkiste in einem kleinen Konferenzzimmer, der wegen des großen roten Tisches als roter Salon bezeichnet wird. Mit dem Projektteam des Berliner Spielplan Audiodeskription (Imke Baumann, Ursula Salomon, Andreas Brüning und ich) und vier unserer AudiodeskriptorInnen (Jutta Polić, Albert Frank, Charlotte Miggel und Sarah Kaluweit) findet heute am 11. März das erste Autorentreffen statt. Als Sprechtrainerin zu Gast ist außerdem Nadja Schulz-Berlinghoff, eine Schauspielerin, die zum Sprechtraining eingeladen wurde.
Nacheinander steigen wir auf die Kiste. Plötzlich thronen wir über den anderen im Raum. Der Sinn der Übung ist es, uns vorzustellen und ein mentales Bild unseres Gemütszustandes zu machen. Meinen persönlichen Gemütszustand würde ich, durch die vielen auf mich gerichteten Augen, in diesem Moment als einigermaßen nervös bezeichnen. Mein Herz schlägt schnell, meine Augenlider zucken nervös, mein Atem ist flach. Fast bin ich verwundert, dass meine Stimme trotzdem klar und deutlich durch den Raum klingt.
Als Sprecherin und Audiodeskriptorin ist das wichtigste Werkzeug die Stimme. Sie muss gut hörbar, ausdrucksstark und doch unaufdringlich klingen. Eine schwierige Aufgabe. Drei der vier AudiodeskriptorInnen – Albert, Charlotte und Jutta – haben bereits jeweils eine Audiodeskription gesprochen. Albert den „Othello“ im Berliner Ensemble, Jutta „Der kleine König Dezember“ im Deutschen Theater und Charlotte vor Kurzem „Don Quijote“ ebenfalls am Deutschen Theater. Sarah wird die Zauberflöte an der Deutschen Oper Berlin sprechen.
Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen mit der Stimme. Albert ist seit Jahren Schauspieler, Jutta Kulturmanagerin und Tanzpädagogin, Charlotte freie Texterin und die anderen TeilnehmerInnen haben ebenfalls auf die eine oder andere Art mit öffentlichen Auftritten zu tun.
In einer zweiten Übung geht es um die Betonung von Texten und die Ansprache des Publikums während der Audiodeskription. Nadia teilt einen Ausschnitt aus „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry aus. Jeder der TeilnehmerInnen liest einen Abschnitt zweimal hintereinander. Immer wieder lautet Nadias Rat: „Bezieht uns als Zuhörer mehr ein.“
Es ist unglaublich, wie die Stimme sich bei der zweiten Lesung verändert. Klingt die erste Performance eher zurückhaltend, klingt der Vortrag beim zweiten Versuch meistens variationsreicher und einfühlsamer. Trotzdem muss man als AudiodeskriptorIn natürlich auch darauf gefasst sein, seinen Text spontan zu ändern. Ein Live-Medium wie das Theater, ist, wie Imke bemerkt, vollkommen anders als ein Kinofilm. Kritiken unserer Evaluationen richten sich deshalb auch an das „Da-Sein“ der AudiodeskriptorIn während des Stücks. Kleine sprachliche Fehler werden als menschlich und sympathisch betrachtet, während eine allzu trockene unpersönliche Sprechweise eher abschreckt. Man geht schließlich ins Theater, um nicht zuletzt die Menschlichkeit und Fassbarkeit der SchauspielerInnen mitzuerleben. Das muss für AudiodeskriptorInnen als Teil des Stückes ebenso gelten.
Ein Autorentreffen wie dieses wird im Laufe des Projekts regelmäßig stattfinden. Dabei geht es zum einen um die Evaluation der bisherigen Stücke. Zum anderen sollen Anreize für die Weiterbildung und Verbesserung der Audiodeskription gegeben werden. Wie das dann genau klingt, hört ihr demnächst in eurem Theater.

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