Fachtag des Berliner Spielplan Audiodeskription Am achten April 2022 in der Zeit zwischen 9 Uhr 30 und 21 Uhr Im TUECHTIG - Raum für Inklusion (KOPF, HAND + FUSS gGmbH) in den Osram-Höfen, Oudenarder Straße 16, Gebäude D06, Etage 1, 13347 Berlin Die Veranstaltung wird hybrid durchgeführt; die verschiedenen Zugangsmöglichkeiten sind jeweils angege- ben. Die Fachrunden und Streams werden aufgezeichnet. Programm 8 Uhr 45 bis 9 Uhr 30 Registrierung vor Ort und digital 9 Uhr 30 bis 10 Uhr Videobotschaft des Schirmherren Dr. Klaus Lederer (Senator für Kultur und Europa) und Begrüßung durch die Projektleitung Imke Baumann (Förderband e. V. - Kulturinitiative Berlin) 10 Uhr bis 11 Uhr 30 Objektivität und Neutralität bei der Audiodeskription von Musik- und Theaterperformances Impulsvortrag von Univ.-Prof. Dr. Nathalie Mälzer (Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation, Universität Hildesheim) Der Vortrag geht auf den Stand der wissenschaftlichen Diskussionen um die Forderung nach Objektivität und Neutralität von Audiodeskriptionen ein. Dabei werden zum einen die Grenzen von Objektivität bei Beschreibun- gen beleuchtet und zum anderen mediale Einflüsse auf den Beschreibungsstil reflektiert. Im Anschluss an den Impulsvortrag werden Studierende am Institut für Übersetzungswissenschaft der Universität Hildesheim anhand konkreter Beispiele aus den Audioeinführungen und Audiodeskriptionen, die im Projekt Berli- ner Spielplan Audiodeskription entstanden sind, auf die Herausforderungen bei der Beschreibung von Theaterdar- steller*innen und den von ihnen verkörperten Rollen eingehen. Die Studierenden des Instituts für Übersetzungswissenschaft: Jennifer Wolf (Masterstudiengang Medientext und Medienübersetzung) Lena Schneider (Masterstudiengang Barrierefreie Kommunikation) Judith Hagemeyer (Masterstudiengang Medientext und Medienübersetzung) Im Anschluss: Fragen der Teilnehmenden live und via Chat Wo? Eventraum und Live-Stream mit Konferenzsoftware 11 Uhr 30 bis 12 Uhr 30 Audiodeskription am Theater – Grundnahrungsmittel oder Sahnehäubchen? Publikumsgespräch live und per interaktiver Konferenzsoftware Moderation: Imke Baumann Wo? Eventraum und Live-Stream mit Konferenzsoftware 12 Uhr 30 bis 13 Uhr 30 Mittagspause (Möglichkeit eines gemeinsamen Mittagessens im Restaurant Schäfer nach Anmeldung) 13 Uhr 30 bis 15 Uhr 30 Fachrunde I I. 1 Masterclass Audiodeskription Mit Sylvie Ebelt (Hör-Oper am Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen) Der Workshop wendet sich an erfahrene AD-Autor*innen, die an einem ergebnisoffenen Austausch über knifflige Fragen und Herausforderungen beim Beschreiben theatraler Vorgänge interessiert sind. Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis geht es z. B. um die Gratwanderung zwischen Vermitteln und Erklären, Sehen und Interpretieren, Distanz und Illusion, aber auch um den Umgang mit Begriffen und Spezifika von Bühnentechnik und Theaterrealität, das Texten für verschie- dene Zielgruppen und Formate, das Ausloten und ggf. Erweitern von Grenzen audiodeskriptiver Gewohnheiten. Eigene Themen sind herzlich willkommen; das Angebot ist als Freiraum gemeinsamer Weiterentwicklung gedacht! Wo? Eventraum live und im Stream I. 2 Bilder vor dem inneren Auge Moderation: Roswitha Röding (blinde Redakteurin für Audiodeskription) Wie verhelfen welche Sätze zu welchen inneren Bildern und welche Rolle spielt der Satzbau dabei? Wie kann man Farben für Geburtsblinde konkretisieren? Warum ist Audiodeskription kein Straßenjargon? Und was hat sich seit 1999 in der Bewertung von Go‘s und No Go’s verändert? Der Workshop beschäftigt sich mit typischen Problemlagen audio- deskriptiver Textarbeit aus der Perspektive der Blindenredaktion. Ziel ist es, Erfahrungen zusammenzutragen, um am Ende einen Entwurf für einen kleinen Leitfaden präsentieren zu können. Wo? Raum 1 und interaktive Konferenzsoftware I. 3 Ein gemischtes Doppel über Wandel und Widerstand Moderation: Maura Meyer (Dramaturgin, Deutsches Theater Berlin) und David Bellwood (Access Manager, National Theatre London) Maura Meyer und David Bellwood sprechen über die Rahmenbedingungen für Barrierefreiheit und Audiodeskription in ihren Ländern. In Form eines zwanglosen Dialogs gehen sie der Frage nach, wie Audiodeskription oder Barrierefreiheit im Allgemeinen das Innenleben eines Theaters verändert, welche Barrieren überwunden werden müssen und was die wichtigsten Aha-Effekte sind, die sie in ihrer Praxis erlebt haben. Fühlen Sie sich eingeladen, an dieser intimen Situa- tion teilzunehmen, Ihre Erfahrungen mitzuteilen und Ihre eigenen Fragen zu den Chancen der Veränderung zu stellen. Deutsch-Englische und Englisch-Deutsche Übersetzung wird angeboten. Wo? Raum 3 und interaktive Konferenzsoftware   15 Uhr 30 bis 16 Uhr Kaffeepause im Eventraum 16 Uhr bis 18 Uhr Fachrunde II II. 1 Mit den Ohren sehen – Ein praktischer Workshop mit Lavinia Knop-Walling In diesem Workshop werden die Teilnehmer*innen das Potenzial der Dunkelheit erforschen. Durch Hören, Tasten und Bewegen erforschen wir auf spielerische Weise, welche Erfahrungen uns in der Ab- wesenheit des Sehsinns begegnen. Die Übungen regen zur Bewegung im Dunkeln an, lassen Klangräume entstehen und zeigen die Schwierigkeit von Beschreibungen auf. Alles in allem geht es um die Nutzung vernachlässigter Sinne und die fantasievolle Nutzung des dunklen Raumes. Wo? Eventraum live und im Stream II. 2 “Was Ihr wollt“- der Workshop mit und für das Publikum Moderation: Monika Seeling-Entrich Was braucht das sehbehinderte und blinde Publikum am Theater, damit es sich willkommen fühlt? Was sind die typischen Hürden und Barrieren und wie erreicht man die Zielgruppe am besten? Und was ist eigentlich mit all den Theaterbegeisterten, die nicht im Verein organisiert sind…? Die leidenschaftliche Theatergängerin Monika Seeling-Entrich diskutiert aus der Perspektive blinder und sehbehinderter Zuschauer*innen über ihre Erfahrungen und Wünsche am Theater. Wo? Raum 1 und interaktive Konferenzsoftware II. 3 In der Republik tut sich was – Modelle und Erfahrungen mit Finanzierungen und Community-Arbeit Moderation: Imke Baumann Audiodeskription wird immer häufiger an deutschen Theatern angeboten. Wie finanzieren unterschiedliche Häuser dieses An- gebot? Wie kommt es an, und welche Herangehensweisen bewähren sich in der Praxis der Arbeit mit blindem/sehbehindertem Publikum? Gibt es integrative Ansätze zur Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung am Theater? Offene Gesprächsrunde und Erfahrungsaustausch unter anderem mit Anna Chernomordik (Chefdramaturgin, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen), Maja Polk (Künstlerische Produktionsleitung, Münchner Kammerspiele), Matthias Döpke (Dramaturg, Schauspiel Leipzig), Marit Schröter (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Ernst Deutsch Theater), angefragt: Alexandra Reich (Referentin der Schauspielinten- danz, Nationaltheater Mannheim) Wo? Raum 3 und interaktive Konferenzsoftware II. 4 In Europa und weltweit: Deskriptoren und welche Wege sie zur Audiodeskription einschlagen Moderation: Roz Chalmers (Audiodeskriptionstrainerin, UK) Die international sehr erfahrene Moderatorin diskutiert mit Kollegen aus verschiedenen Ländern in Europa und darüber hi- naus über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Einführung von Audiodeskription in den darstellenden Künsten. Wie wird Audiodeskription in den Theatern der einzelnen Länder integriert? Was sind typische Probleme bei diesem Integrations- prozess? Haben wir alle die gleichen Probleme? Wer ist an vorderster Front dabei? In einem zweiten Schritt möchte Roz den Austausch über eines der Kernthemen des audiodeskriptiven Schreibens anregen: sprachliche Färbung und Objektivität. Der Workshop wird in englischer Sprache abgehalten. Eine Simultanübersetzung ins Deutsche wird angeboten. Wo? Exclusively digital!   18 Uhr bis 19 Uhr Get-together: Resultate und Pause 19 Uhr bis 21 Uhr Theater für alle – Wieder nur eine endliche Vision? Podiumsgespräch live und per Konferenzsoftware Das Projekt Berliner Spielplan Audiodeskription endet im Mai 2024. Doch was kommt danach? In einem offenen Panel dis- kutieren Theater-Partner, Team und das Publikum über die anstehenden Aufgaben und Zukunftsaussichten für die Etablierung von Audiodeskription in Berlin. Welche Vorschläge können wir machen? Und von welchen Erfahrungen können wir profitie- ren? Last but not least: Welche konkreten Schritte stehen an? Auf dem Podium: Barbara Fickert (blinde Redakteurin und Kinoblindgängerin), Charlotte Miggel (Autorin für Audiodeskrip- tion), Marion Mair (Direktorin Vertrieb und Marketing, Deutsche Oper Berlin), Ingo Sawilla (Leitung Kommunikation, Berliner Ensemble), Imke Baumann (Projektleitung Berliner Spielplan Audiodeskription) Moderation: Lavinia Knop-Walling Wo? Eventraum und Live-Stream mit Chat   Vortragende, Moderator*innen und Workshop-Leiter*innen Imke Baumann, M.A. in Germanistik/Theaterwissenschaften, war langjährig Regisseurin und Dramaturgin an deutschsprachigen Bühnen, bevor sie als Fundraiserin und Projektmanagerin zu Förderband e. V. wechselte. Schwerpunkt ihrer Projekte seit fünfzehn Jahren ist die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Kultur, Kunst und Gesellschaft. Sie schreibt regelmäßig Audiodeskriptionen für Ausstellungen und performative Aufführungen und leitet das Projekt Berliner Spielplan Audiodeskription. David Bellwood arbeitet seit über 15 Jahren am Theater, nachdem er als Tänzer bei der Welttournee von Riverdance angefangen hat. Er ist Head of Access am National Theatre in London, wo er dafür sorgt, dass Be- sucher*innen, Mitarbeiter*innen und Kreative gleichberechtigten Zugang zu allen Bereichen des Theaters haben. Zuvor war er als Access Manager am Shakespeare‘s Globe (London) tätig und beriet zahlreiche Veranstaltungsorte im Vereinigten Königreich und international. Roz Chalmers ist seit 23 Jahren als freiberufliche Audiodeskriptionstrainerin tätig. Sie gehört zum Team der Audiodeskription am National Theatre und am Old Vic Theatre in London. Von 2007 bis 2015 war sie künstleri- sche Beraterin für die britische Audiodeskriptions-Wohltätigkeitsorganisation VocalEyes, wo sie das preisgekrönte Projekt „London Beyond Sight“ leitete und Kurse und Materialien für Audiodeskriptionsschulungen in Theatern, Museen, Galerien und Kulturstätten entwickelte. Sylvie Ebelt: Nach Studium von Theaterwissenschaft, Germanistik und Französisch und Ausflügen in den Hör- funk-Journalismus arbeitet Sylvie Ebelt als freiberufliche Dramaturgin u. a. am Kinder- und Jugendtheater in Gel- senkirchen. 2009 gehörte sie zum Gründungsteam des „Hör-Oper“-Projektes am Musiktheater im Revier in Gel- senkirchen und audiodeskribiert seitdem regelmäßig Opern- und Theateraufführungen sowie Filme. Lavinia Knop-Walling hat 2017 ihren Master in Europäischer Medienwissenschaft gemacht. Seitdem ist sie als blinde Freiberuflerin mit vielem gleichzeitig beschäftigt: Sie ist Storytellerin, Bloggerin, Podcasterin, Workshop- Leiterin und Inklusionsberaterin. Aktuell arbeitet sie für das inklusive Kulturprojekt „Find your voice“ von Kultur- regen Berlin gUG und betreut die Kampagnenarbeit des Berliner Spielplan Audiodeskription. Ihre Blog-Artikel erscheinen regelmäßig auf www.theaterhoeren-berlin.de. Nathalie Mälzer lebt in Berlin und ist Professorin für Transmediale Übersetzung an der Universität Hildes- heim. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Barrierefreiheit und Inklusion in der ästhetischen Kommunikation (Film und Theater), Rhythmus in der Translation sowie Literatur-, Comic- und Audiovisuelle Übersetzung. Sie studierte Komparatistik sowie Theater- und Filmwissenschaften an der FU Berlin und an der Sorbonne Nouvelle, Paris. Die Deutsch-Französin hat über 50 Romane und Essays aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt. Maura Meyer ist Diplom-Theaterpädagogin und seit 2005 in verschiedenen Kontexten kultureller Bildung aktiv. Als freie Theaterpädagogin hat sie an unterschiedlichen Theatern in Berlin Projekte realisiert. 2015 bis 2018 leitete sie das Kooperationsprojekt TUKI – Theater & Kita. Am Jungen DT arbeitet sie seit der Spielzeit 2017/18 als Theater- pädagogin und Dramaturgin. Sie betreut den Bereich Theater und Schule, begleitet Inszenierungen dramaturgisch und vertritt das Thema der Audiodeskription nach innen und nach außen.   Roswitha Röding ist seit den Anfängen der Audiodeskription in Berlin dabei. 1999 vermittelte ihr das erste Semi- nar der Hörfilm gGmbH die nötigen Grundlagen. Es folgten Schulungen bei Bernd Benecke in München und durch den Verein Hörfilm e. V. Seitdem, d. h. seit 1999, arbeitet sie als blinde Redakteurin und Ko-Autorin mit sehenden Kolleg*innen und hat umfassende Erfahrung in den Formaten Fernsehen, Spielfilm, Bühne und Ausstellung. Monika Seeling-Entrich ist Brandenburgerin und wohnt am Rand von Berlin. Von dort aus bricht sie regelmäßig in die Metropole auf, um Kulturveranstaltungen zu genießen, denn Kunst, Kultur, Theater und Oper sind für sie ein Grundnahrungsmittel. Aufgrund einer starken Sehbeeinträchtigung ist für Monika Seeling-Entrich alles umständlicher geworden und sie ist froh über die Begleitung ihres Mannes. Für das Projekt Berliner Spielplan Audiodeskription schreibt sie regelmäßig Evaluationen und ist Stammgästin im Theaterclub.