Morde an Frauen, Häusliche Gewalt oder auch nur durch den Lockdown bedingte gereizte Beziehungen. Das alles sind Themen, die durch Corona nicht etwa verschwinden, sondern verstärkt auftauchen. Wie präsent Gewalt an Frauen in unserer Gesellschaft ist, zeigt das Stück „Woyzeck Interrupted“ von dem iranischen Regisseur Amir Reza Koohestani nach Georg Büchner am Deutschen Theater Berlin auf besonders eindrucksvolle Weise. Ein Paar, das sich auseinandergelebt hat und doch dazu gezwungen ist, zu Hause zu bleiben und zusammenzuwohnen, bis einer von beiden auszieht. Marie und Woyzeck verstehen sich nicht mehr und die zunehmenden Spannungen zwischen dem ehemals glücklichen Paar steigern sich während…
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Die bekannteste und wohl tragischste Liebesgeschichte aller Zeiten reizt in der Inszenierung des Shakespeare’s Globe von 2019 eher zum Lachen als zum Weinen. Ich habe das Drama mit fünfzehn Jahren zum ersten und bislang einzigen Mal gelesen und obwohl ich mich damals darauf gefreut habe (schließlich ist es „die“ Liebesgeschichte), bin ich an der blumigen Sprache, den vielen Figuren und den Szenenwechseln kaum vorbeigekommen. Ich habe es fertiggelesen und seitdem nicht mehr angeschaut. Meine Erwartungen an diese Inszenierung waren also nicht hoch. Dementsprechend bin ich positiv überrascht. Das Stück ist witzig. Ich habe selten so viel gelacht, obwohl die Handlung…
Andreas hört über den Tellerrand
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„Wenn du denkst, dass du eine sinnvolle Anpassung vornehmen kannst – tu’s einfach!“ Das bringt David Bellwood (Access Manager am Shakespeare‘s Globe Theatre, London) den Theatermitarbeiter*innen und Schauspieler*innen am Haus bei. Seine Aufgabe besteht normalerweise darin, Fragen zu stellen. Diesmal ist er der Befragte. In einem Interview berichtet er unserem Podcaster Andreas Brüning von der Zugänglichkeit seines Theaters und wie es in Großbritannien um Barrierefreiheit am Theater bestellt ist. Das Interview erscheint im nächsten Podcast-Magazin. Hier ist schon einmal ein Ausschnitt: „Behinderte sollen laut sein“ David Bellwood: Im Alltag führe ich viele Gespräche über Toiletten, über Rampen und Aufzüge –…
Unser Newsletter versorgt euch jeden Monat mit neuen Theaterstücken mit Audiodeskription! In Sachen Audiodeskription drücken die Sophiensäle gerade auf die Tube. Wieder einmal statten sie eine Live-Performance über ZOOM mit einer Beschreibung aus. Diesmal sehen wir die Lecture-Performance „Dis_Lecture“, die von Emilou Rößling live eingesprochen wird. Und das Ganze auch noch mit einer Audiodeskription in zwei Sprachen. Zwei Performer halten jeweils eine Vorlesung, in denen sie sich mit Behinderung auseinandersetzen. Die erste Performance ist „Flucht auf den Model-Planeten“, die zweite „On something very special“. Emilou spricht die erste Performance mit deutscher Sprache und die zweite auf Englisch ein. Ich kann…
Interview mit Gina Pietsch: „Ich nehme mich überhaupt nicht mehr zurück beim Brecht“
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„Mit Brecht ist es wie mit meinem Lieblingsparfüm: Kommt eine neue gute Sorte auf den Markt, probier ich sie aus und lande am nächsten Tag wieder bei meiner.“ (Gina Pietsch, „Mein Dörfchen Welt“) Im sechsten Theaterclub des Berliner Spielplan Audiodeskription sprechen wir über „Mutter Courage und ihre Kinder“ und insbesondere über die Audiodeskription. Dazu haben wir einen ganz besonderen Gast eingeladen: die Sängerin und Schauspielerin Gina Pietsch. Bekannt ist sie durch ihre zahlreichen Brecht-Abende. Fünfunddreißig davon hat sie bereits ausgerichtet und im Dezember letzten Jahres hat sie die Audiodeskription für „Mutter Courage“ eingesprochen. Im Folgenden könnt ihr eine bearbeitete Variante…
„Was ist bei denen anders?“ Das ist eine Frage, die sich behinderte und auch nicht-Behinderte Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen stellen. Es ist die Frage, die sich das Stück „Vertigo“ des Theater THIKWA in Kreuzberg stellt. Vier Performer untersuchen Autismus und die Besonderheiten, die als Autist auf einen zukommt, wenn man sich zu anderen in Beziehung setzen soll. „Es ist nicht einfach, in einem Körper zu stecken, der Ja sagt, aber gleichzeitig auch Vielleicht.“ „Vertigo“ untersucht diese Unsicherheit mit Musik, Beatboxing, Interviews und Gegenständen. Zum ersten Mal stattet das Theater THIKWA eine Performance mit Audiodeskription aus mit Elena…
Kreativ tätig sein und für andere etwas zu tun – das bedeutet Audiodeskription für Jutta Polić. Als Audiodeskriptorin des Berliner Spielplan Audiodeskription ist die diplomierte Sozialpädagogin und Kulturmanagerin seit Sommer 2019 tätig. Alle unsere AudiodeskriptorInnen haben einen persönlichen Zugang zur Kunst des Beschreibens gefunden. In einem Interview berichtet Jutta von ihren Erfahrungen. Lavinia: Wie sieht dein Alltag in Corona-Zeiten aus? Jutta: Im Dezember war ich noch mit der Audiodeskription für „Gespenster“ beschäftigt und für „Mutter Courage“. Der Januar ist zuerst langsam angegangen. Dann habe ich mit zwei Bildenden Künstler*innen einen Antrag für ein Kulturelles Bildungsprojekt konzipiert und beantragt und habe…
Zeit für Experimente! In den vergangenen Monaten habe ich immer wieder beklagt, wie wenig sich Theater an inklusive Experimente heranwagen. Oft wurden lediglich Aufnahmen alter Theaterstücke hochgeladen. Gab es dann doch einmal Live-Experimente über Plattformen wie ZOOM waren diese oft visuell. Eine Ausnahme waren die Sophiensäle. Mit „No Limit“ haben sie im Juni 2020 eine Live-Performance mit Audiodeskription und Gebärdensprache versucht. Kurz vor Weihnachten erschien dann ein neues Experiment: „Running commentary on Dis Sylphide“ als ZOOM-Webinar mit Audiodeskription. In diesem digitalen Live-Format kommentieren internationale PerformerInnen das Video einer Aufführung von „Dis Sylphide“. von Saša Asentić & Collaborators. In der Performance…
Arbeitskultur in der freien Szene oder „Deinen Arsch abzuarbeiten, ist nicht nachhaltig.“
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Die Kultur in Deutschland leidet. Das ist keine Neuigkeit. Jedoch lässt sich der Grund für die schwierige Situation vieler KünstlerInnen nicht ausschließlich auf Corona abwälzen, wie mir ein ZOOM-Webinar zum Thema Arbeitskultur in der Tanzszene gezeigt hat. Am 9. Januar 2021 veranstaltet der Verein „Zeitgenössischer Tanz Berlin“ im Rahmen der dreißigsten Tanztage eine digitale Zukunftswerkstatt in Form eines Panels. In diesem ersten Treffen geht es um Arbeitskultur in der Tanzszene und um die Ausarbeitung von Perspektiven für die zukünftige Zusammenarbeit. Als Panel-Gäste sind die PerformerInnen Angela Alves, Joana Tischkau, Frosina Dimovska und Dunja Crnjanski eingeladen. Ich bin eher durch Zufall…