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Audiodeskriptive Einführungen zu Audiodeskriptionen: Interview mit Barbara Fickert

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Eine Audiodeskription ist mehr als nur die Beschreibung während eines Stücks. Darüber hinaus gibt es nämlich einige Elemente, die weniger Aufmerksamkeit bekommen, aber integraler Bestandteil der Audiodeskription sind. Dazu gehört die Einführung – eine in der Regel zehnminütige Einleitung zum Stück mit Audiodeskription. Hier werden Kostüme und Bühnenbild beschrieben, wozu während der Vorstellung oft keine Zeit bleibt. In einem Interview mit Barbara Fickert sprechen wir darüber, wie wichtig Einführungen zu Audiodeskriptionen wirklich sind.

Lavinia: Warum sind auditive Einführungen von Audiodeskriptionen überhaupt wichtig?

Barbara: Bei den Einführungen, die ich bisher gehört habe, wird über das Stück informiert. Sie lesen mehr oder weniger den Programmtext vor. Das, finde ich, ist teilweise sehr ausführlich und viel zu lang. Wenn man Interesse hat, kann man sich selber vorher über den Inhalt des Stücks informieren. Man sollte lieber viel Raum und Gedächtniskapazität für die Beschreibung der Figuren und des Bühnenbildes lassen. Und das sollte auch nicht länger als fünf Minuten dauern, denn mehr kann ich mir nicht merken. Wenn ich außerdem mit anderen ins Theater gehe, möchte ich nicht auf meinem Platz sitzen und mich ständig konzentrieren müssen. Man möchte ja nochmal ein Wort wechseln. Dann wird man unterbrochen, weil jemand durch die Reihe muss. Die Einführung sollte man so kurz wie möglich halten.

Es wäre schön, wenn ich mir die Einführung zu Hause schon mal anhören kann. Dann kann ich sie mir zweimal oder dreimal anhören und gehe gut vorbereitet ins Theaterstück.

Lavinia: Oft stehen diese Einführungen tatsächlich schon vorher zur Verfügung, jedenfalls auf der Seite des „Berliner Spielplan Audiodeskription“. Inwiefern findest du die Theater müssten darauf hinweisen?

Barbara: Eigentlich kann man das auf den Seiten der Theater anbieten. Da hat man das Stück des jeweiligen Theaters, die Beschreibung des Theatersaals und des Theaters. Da gehört es hin.

Lavinia: Brauchst du einen Hinweis auf die Einführung oder reicht dir das, wenn es auf der Webseite steht?

Barbara: Wenn sich das herumgesprochen hat, sollte das irgendwann mal ausreichen. Vielleicht sollte man am Anfang darauf hinweisen, aber das sollte sich so weit etablieren, dass man davon ausgeht, die Audios auf der Seite der Theater zu finden.

Lavinia: Was ist dir wichtig an der Kostümbeschreibung und dem Bühnenbild?

Barbara: Manchmal gibt es abenteuerliche Konstruktionen auf der Bühne – bei „Woyzeck Interrupted“ zum Beispiel. Das fand ich schwierig zu beschreiben. Und die Bühne muss verständlich sein,(das Bühnenbild muß verständlich rübergebracht fwerden) weil die Schauspieler damit arbeiten. Die Figuren müssen auch (anschaulich beschrieben werden) verständlich sein. Wenn sie öfter ihre Kostüme wechseln, kann ich mir das nicht merken. Wenn ich es kurz vorher höre, kann ich mir das eine Kostüm merken. Trotzdem will ich es genau wissen, wenn sie sich völlig umkleiden. Es braucht eben seine Zeit sich das zu merken und deshalb ist die Möglichkeit super, sich dies vorher schon über eine Webseite anhören zu können.

Lavinia: Wie detailliert sollte die Beschreibung sein?

Barbara: Das hängt davon ab, wie wichtig die Kostüme sind. Wenn die Figuren in Alltagskleidung auftreten, brauche ich es nicht so detailliert, aber wenn es richtige Kostüme und Schmuck sind, möchte ich das schon genau wissen. Farben, Schnitt, tailliert oder locker – da kann man sich austoben.

Lavinia: Du gibst der Audiodeskriptorin auch vor dem Stück Feedback. Hast du vorher die Möglichkeit, Kostüme zu betasten oder die Bühne zu begehen?

Barbara: Ich habe noch nie eine Bühne begangen.

Lavinia: Dann muss es schwer sein, sich das Bühnenbild vorzustellen. Du hast eben von dem komplizierten Bühnenbild von „Woyzeck Interrupted“ gesprochen. Wie konntest du dir das vorstellen?

Barbara: Ich habe Charlotte Miggel (Audiodeskriptorin) gelöchert. Sie hat mir das in Worten so gut wie möglich beschrieben.

Bei „Don Quijote“ gab es auf der Bühne eine Kiste, die immer hin- und herbewegt wurde.  Da hatte Charlotte ein kleines Kästchen dabei. Das haben wir auf meinem Esstisch hin- und hergeschoben. Damit kann man sich behelfen. Diese Konstrukte sind schwierig. Da wäre es schon sinnvoll, dass ich mir das vor Ort anfühlen kann, bevor ich den Text bekomme.

Lavinia: Habt ihr das schon mal als Rückmeldung gegeben?

Barbara: Nein, haben wir nicht. Eigentlich widerstrebt mir das insofern, als dass ich mir die Kinofilme auch nie vorher anhöre. Die Autoren der Audiodeskription lesen mir ihren Text vor und dann muss das sofort funktionieren.

Lavinia: In letzter Zeit gab es coronabedingt nur wenige Stücke mit Tastführung vor Vorstellungsbeginn. Wie hilfreich ist die reine Bühnenbeschreibung, ohne die Möglichkeit einer Tastführung?

Barbara: Bei „Kein Weltuntergang“ hätte ich keine gebraucht. Da gab es nur drei Türen und drei Stühle. Ich glaube, sie hatten auch nur Alltagskleidung an. Bei „Woyzeck Interrupted“ hätten wir auch nicht auf das Gerüst krabbeln dürfen. Aber du kannst es dir immer noch einmal anders beschreiben lassen, wenn du davorstehst. Bühnenbildbeschreibung ist auf jeden Fall sinnvoll – besser als nichts. Aber eine Tastführung ist besser.


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